❤ Bono Amoroso 

Ungesicherter Freigang?

"ja" oder "nein"?

 

Es gibt nichts Schöneres als sich seine Miezen vorzustellen, wie sie durch die Felder streifen und Insekten oder anderem Getier nachjagen. Sie können kätzische Kontakte knüpfen, auf Bäume klettern, Nachbars Garten erkunden, sich nach Lust und Laune der Jagd widmen, oder einfach faul in der Sonne liegen.


Leider lauern da draußen aber sehr viele Gefahren. Die meistens größte Gefahr ist der Straßenverkehr. Aber auch Jäger, Giftköder oder Menschen, die Katzen einfach mitnehmen, die Übertragung von Krankheiten von fremden Katzen, Zecke & Co, Verletzungen durch Artgenossen oder andere Tiere - die Gefahren sind leider vielfältig und überall.


Dazu kommt die Sorge, wenn die Miezen nicht nachhause kommen, Streit mit Nachbarn, weil die Blumenbeete als Katzenklo missbraucht werden oder das neue Auto mit Pfotenabdrücken oder Schlimmerem verziert wird. 

Außerdem beträgt die Lebenserwartung einer Freigängerkatze im Durchschnitt nur wenige Jahre.

 

 

 

Können Katzen auch ohne diese Freiheit glücklich sein?
 

 

Es gibt viele Wege und Mittel ihnen das Leben schön und abwechslungsreich zu gestalten.
 

Zu den Lieblingsbeschäftigungen von Katzen gehört eindeutig Schlafen. Sie verbringen damit den Großteil des Tages. Eine Katze ist aber auch von Natur aus neugierig und hat einen nicht zu unterschätzenden Bewegungsdrang.


Deshalb gilt es den Miezen den Wohnraum so interessant und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten! Dazu gehören stabile Kratz- und Kletterbäume, Rückzugsmöglichkeiten,

Schlafgelegenheiten, Spielzeuge und viel Beschäftigung.

 

Katzen lieben es ihr Territorium von oben anzuschauen. Mit einfachen Mitteln lassen sich Kästen und Schränke erreichbar und gemütlich machen.


Auch sollte man es den Katzen ermöglichen beim Fenster raus sehen zu können. Katzen lieben eine breite Fensterbank an einem abgesicherten Fenster um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.

 

Vielleicht hat man die Möglichkeit den Balkon abzusichern oder einen Outdoorbereich für die Miezen zu schaffen, in dem sie gefahrlos frische Luft genießen können.

 

 

 

Sehr interessant ist dieser Beitrag über den Sonderstatus Katze:

 

Die Frage ob und wie der Katze Freigang zu gewähren ist, führt bei Katzenhaltern, Züchtern, Tierärzten und in der Tiervermittlung zu hitzigen Gefechten.

 

Die Verfechter des Freigangs sind in der Regel energisch um das Wohl der Katze bedacht, denn die Katze benötigt freien  und unbegrenzten Zugang nach draußen, um Katze sein zu können.

 

Katzen müssen feldern, jagen, mausen und sind wie kein anderes Tier für draußen gemacht. Wenn dies begründet wird, dann oft damit, dass Katzen eigenständig und unabhängig sind, was sich regelmäßig daran zeigt, dass sie auch ohne menschliche Obhut draußen gut zurechtkommen.

Im Umkehrschluss führen Katzen ohne Freigang ein freudloses Dasein und vegetieren in ihrer Vierzimmerwohnung phlegmatisch vor sich hin, werden fett und haben einen Hang zu Neurosen und Verhaltensstörungen.

Was man bei dieser Einschätzung schnell übersieht ist der Sonderstatus, den die Katze erhält.

 

Keinem anderen Tier, das in unserer Obhut lebt, sei es nun ein Haus- oder ein sogenanntes Nutztier, gestehen wir zu, dass es ein so ausgeprägtes Freiheitsbedürfnis hat und erlauben ihm gleichzeitig dieses auszuleben.

Wir leinen unseren Hund an, damit er nicht überfahren wird, sich nicht mit Artgenossen prügelt oder im Wald bei der Jagd nach einem Hasen von einem eifersüchtigen Lodenträger niedergestreckt wird.

Unsere Katzen schützen wir nicht entsprechend.

 

Wird sie zu Brei gefahren am Straßenrand gefunden und identifiziert haben wir noch Glück im Unglück, denn wir wissen um ihr Ende.

Verletzungen von Artgenossen oder Wildtieren werden mit Seufzern in Kauf genommen und wenn die Katze Glück hat, sogar tierärztlich versorgt.

Wird die Katze von besagtem Lodenträger erschossen, dann ist das schlimm und der Jägersmann ist böse, aber das Schicksal der Katze letztlich unvermeidbar, denn sie gehört nun mal nach draußen.

 

Freigang ist sicherlich etwas, dass das Leben der Katzen bereichern kann. Aber ich bin mir sicher, dass es viele Tierarten gibt, die mehr „für draußen“ gemacht sind als die Katze  und die die fehlende Selbstbestimmung mindestens genauso vermissen, wie unsere Hauskatzen. Nur scheinen uns deren Gefühle und Bedürfnisse nicht so wichtig, wie die unserer Katzen, denn in Abwägung der lauernden Gefahren beschneiden wir allen anderen Tieren das Recht zur freien Aufenthaltsbestimmung.

 

Was würden meine Nachbarn von mir halten, wenn ich meinen alten Schecken Oskar einfach laufen lassen würde, weil das seinem natürlichen Bedürfnis zu weiden und zu laufen entspricht und er nun mal für draußen gemacht ist? Was wäre, wenn er bei seinen natürlichen Streifzügen den Verkehr behindern würde, oder auf den Rasen meines missmutigen Nachbars äppelte? Wenn er einfach nur stur im Weg stünde und sich nicht bewegen ließe und niemandem etwas Schlimmes passieren würde? Alle wären sich einig, dass das Pferd in den Stall gehört oder zumindest auf eine eingezäunte Koppel.

 

Ich glaube es wäre schwer jemanden zu finden, der Oskars Partei ergreifen würde und sagen würde, das ist nun mal so, so ist die Natur und er gehört nun mal in den Freigang!

 

Würden Pferde von Tierheimen vermittelt, gäbe es sicherlich keine TierschützerIn, die verrückt genug wäre darauf zu bestehen, dass Oskars neue Halter, ihn um Gottes willen nicht einsperren dürften, denn Oskar braucht seinen Freigang, sonst wird er depressiv.

 

Bei der Haltung aller anderen Tiere haben wir den veränderten Umweltbedingungen und steigenden Gefahren (Verkehr, Bebauung) Rechnung getragen und die Haltung entsprechend reglementiert.

Nun meine Frage, warum gestehen wir ausgerechnet der Katze diese Sonderstellung zu, während wir den Hund anleinen, Schafe hüten lassen, Hühner im besten Fall in Gehegen halten, Kaninchen in Ställen und Pferde auf eingezäunten Weiden? Warum darf als einzige die Katze tun, wie ihr beliebt und dies mit unserem Segen?

 

Woher kommt unser Glaube, dass gerade die Katze mehr darunter leidet beschnitten und eingegrenzt zu werden als Hund, Kaninchen, Huhn oder Kuh?

Warum glauben viele, dass der Freigang der einzig seligmachende Haltungszustand für eine Katze ist?

 

Ist unser Respekt gegenüber den Bedürfnissen der Katze und ihrer artgerechten Haltung tatsächlich größer, als gegenüber Hund und Pferd, Schwein und Huhn? Ist es wirklich unser Verantwortungsgefühl, das uns schmerzlich in Kauf nehmen lässt, wenn unsere Katze morgens nicht von ihrem nächtlichen Ausflug zurück kehrt? Würden mit der gleichen Schicksalsergebenheit den Tod unseres Hundes hinnehmen? Wenn auch kurz so doch erfüllt und glücklich?

 

Bei einem Hund besteht bei unbeaufsichtigtem Freilauf die Gefahr, dass ein Schaden entsteht, ein Kind gebissen, eine Beule im Auto, eine Hose zerrissen. Einem solchen Hundehalter, den sicherlich auch die Katzenfreigängerfraktion als verantwortungslos bezeichnen würde, drohen Sanktionen und Strafen.

Katzen kommen meist geräuschloser, ohne das weiterer Schäden an Hab und Gut und Leib und Leben entstehen, zu Tode. Ihre Besitzer sind nur „Ding fest zu machen“, wenn die Katze gekennzeichnet ist und die Kennzeichnung nach dem Unfall noch auswertbar ist.

 

Aber sind dies die einzigen Gründe, warum wir unseren Hund vor den wachsenden Gefahren, schützen und unsere Katze nicht?

 

Schauen wir doch einmal genauer hin. Dem Familienmitglied Hund versuchen wir den Verzicht auf sein eigenständiges Leben als Streuner und Jäger schmackhaft zu machen, indem wir uns neben dem Gassigehen eine Vielzahl von Beschäftigungen (Agility, Mantrailing, Dogdancing, Trickdogging etc) ausdenken. Beschäftigungsalternativen für die Katze werden von der Freigängerfraktion nicht wirklich diskutiert und sind sicherlich mit einem vergleichbaren Einsatz an Zeit und Mühe seitens des Menschen verbunden. Aber scheinbar sind wir in der Regel nicht gewillt, soviel in unsere Beziehung zur Katze zu stecken.

 

Die Wohnung und den eigenen Garten (Terrasse/Balkon)  ausbruchsicher zu gestalten, die Wohnung für die Katze mit Catwalks und Deckenkonstruktionen artgerecht zu erschließen, tägliche Spielstunden einzuführen, sprengt den Rahmen der normalen Katzenhaltung.

 

Dem versessenen Bestreben das Bedürfnis der Katze nach Freigang zu befriedigen, steht eine gewisse Hartleibigkeit entgegen ungefährlichere Kanäle zur Bedürfnisbefriedigung der Katze zu entwickeln.

 

Und schon schimmert eine gewisse Bequemlichkeit hinter dem hehren Respekt für den Freiheitsdrang unserer Katzen hervor. Es ist ja viel einfacher einem regen und neugierigen Tier, die Tür aufzumachen, damit es sich selber vergnügt, anstatt es anspruchsvoll zu beschäftigen.

Hier scheint sich das Blatt zu wenden.

 

Haben wir zuvor aus großer Zugeneigtheit der Katze ein Privileg vor allen anderen Tieren eingeräumt, den unbeaufsichtigten Freigang, so scheint es uns nun so, als sei die Katze nicht der gleichen Mühe wert, die wir uns mit unserem vierbeinigen Freund Hasso machen, der dreimal die Woche zum Maintrailing chauffiert wird, damit er Nasenarbeit für den Kopf bekommt.

 

Ist vielleicht tatsächlich etwas dran, dass wir die Katze frei lassen, weil es uns zu anstrengend ist, sie artgerecht und gleichzeitig sicher unterzubringen? Weil die Katze sich immer etwas mehr sträubt, immer etwas unzugänglicher ist als ein Hund oder ein Pferd? Weil eine Katze sich schlechter kontrollieren lässt, nicht leinenführig und insgesamt weniger gefügig ist?

 

Ich möchte diese Fragen nicht abschließend beantworten, ich denke aber es ist Zeit sich angesichts der Katzenschwemme und der immer gefährlicher werdenden Außenwelt klar zu machen, dass das romantisierte Draußen, für dass die Katze einst gemacht war, bedenklich schwindet.

 

Angesichts der Vielzahl der Gefahren (Verkehr, Raubtiere, Hunde, Gifte, Bebauung, Swimmingpools, andere Katzen, Menschen die kein Verständnis für Freigänger haben …) und der Tatsache, dass die Katze mittlerweile Haustier Nummer 1 geworden ist, muss sich die Freigängerfraktion fragen lassen, wie lange sie noch an dem verständlichen, aber überholten Wunsch festhalten will, dass alle Katzen nach draußen gehören.

 

Wo wollen wir all die verkehrsberuhigten Sackgassenwendehammer Erdgeschosswohnungen her nehmen in denen wir die Millionen von Katzen einquartieren wollen?

 

Eine weitere Anmerkung sei mir noch gestattet. 85% meiner Patienten sind Freigänger.

 

Ca. 80% dieser Freigänger wurden vorgestellt, weil sie in der Wohnung markierten.

 

Von den 15 % der vorgestellten Wohnungskatzen zeigten nur 6 % unerwünschtes Markierverhalten.

 

Ich sehe darin auch einen Beleg dafür, dass viele unserer Katzen mittlerweile von dem Draußen überfordert werden.

 

Quelle: Tierpsychologie kummerkatze.de © Tanja Reinschmidt

 
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